Gedichte zum Jahreswechsel

Auf gut Glück

Vom Weihnachts- hin zum Neujahrsglück
in einem Stück … und kein Zurück!
Und das mit allen Sinnen!
Ja, wo da nur beginnen?
Man sieht es allerorten,
man liest’s in bunten Worten,
man hört‘s an allen Ecken,
wie Lust auf Glück jetzt sei zu wecken:

Erst nur ein leises Ertönen, Erklingen,
ein Schwingen, ein Klingeln, ein Bimmeln und Singen,
dann laut ein Frohlocken und Widerhallen,
Geläute, Trompeten-Geschmetter-Erschallen …
Und kaum sind die letzten Lieder zersungen,
kaum dass das Weihnachts-Gejubel verklungen,
da geht’s auch schon weiter, da geht’s wieder los
mit dem Lärm zu Silvester erst richtig groß:
Es saust und braust, es kracht und knallt,
es hämmert, ballert, donnert, hallt,
es pfeift und zischt, es tobt und tost,
es rumst mir um die Ohren … „Prost!“
so gellt es, schrillt es durch die Nacht …
Was für ein Glück! Es ist vollbracht!

Geballtes Glück … Und war’s das nun?
Und was hat das mit mir zu tun?
Dies Glück, so ist‘s, es ist nicht meins,
womöglich auch nicht eben deins.
Die Suche nach ‘nem andern Glück
wird grad zu Neujahr jetzt zum Tick.

Ich werd‘ mal unsre Sprache fragen,
was sie zum Glück uns hat zu sagen.
Vielleicht fällt der ja etwas ein,
was uns von Nutzen könnte sein.
Denn da gibt’s so viel‘ Redensarten,
die gradezu nur darauf warten,
dass man sie, gut verteilt im Jahr,
als Schätze wohldosiert nimmt wahr,
um laufend was vom Glück zu haben
und mit Genuss sich dran zu laben.
Dann hat man immer was in petto,
im Glückskeks, rein und Netto:

Januar:
Dem Glücklichen schlägt keine Stunde.
Der steht nicht mit der Zeit im Bunde.

Februar:
Versuch dein Glück und zög’re nicht!
Probier’s! Erfolg ist bald in Sicht …

März:
Da ist sie, die Gelegenheit,
dein Glück zu machen. Sei bereit!

April:
Mehr Glück zu haben als Verstand -
nimm’s mit! Das ist doch keine Schand‘.

Mai:
Du hattest Glück im Unglück? Hätte
noch schlimmer kommen könn‘n, was gilt die Wette!

Juni:
Ja, Glück und Glas, wie leicht bricht das.
Wer übermütig kennt kein Maß!

Juli:
Doch Scherben bringen Glück – so heißt es.
Passiert schon mal. Nicht schlimm. Du weißt es.

August:
Du hast dein Glück am Schopf gepackt.
Halt’s fest! Sonst ist‘s ganz schnell versackt.

September:
Du kannst dein Glück noch nicht fassen? Greif zu!
Das Glück hat Flügel, macht sich auf sonst im Nu.

Oktober:
Dir lacht das Glück. Ein Neider früher hätte barsch
dazu gesagt: „Das Glück, es läuft dir in den Arsch!“

November:
Du bist ein Glückspilz, vom Glück so richtig verwöhnt!
Nun nutze die Glückssträhne, die dein Leben verschönt!

Dezember:
Ein jeder ist seines Glückes Schmied. So heißt es doch.
Du hast es also in der Hand. Du wartest noch?

Du musst nun, willst du‘s recht bedenken,
und siehst, wieviel ein Jahr kann schenken,
solch Glück dir jetzt nicht mehr verkneifen,
kannst einfach in den Glückstopf greifen.


Eberhard Kleinschmidt