Eberhard Kleinschmidt

Das Buch von meiner Poeterey*

* cf. Martin Opitz: Buch von der deutschen Poeterey.
In welchem alle jhre eigenschafft vnd zuegehör
gründtlich erzehlet, vnd mit exempeln außgeführet wird.
Breßlaw 1624


Eine poetische Reise

Sonett LXXXIV

Wie gerne würd’ ich dich dorthin entführen,
in mein Land, das so weit, so tief, so offen,
wo Grenzen aufhör’n, Grenzen zu berühren,
wo du Unendlichkeit dir kannst erhoffen.

Dort löst sich, was dich will beschweren
an Ärger, Zorn, an Schmerz und Widrigkeiten,
die weltverhaftet klammernd dich verzehren
woll’n und dran hindern, dich zu dir zu leiten.

Dort wärst du wieder mit dir selbst verbunden.
Vergessen wär’, was dich dir selbst entfernt,
vergessen wär’, was dich so arg geschunden
und neu gefund’n, was mit der Zeit verlernt.

Du zögerst noch, die Reise mitzumachen?
Wie kann ich Lust dazu in dir entfachen?

 

Sonett LXXXIV. Aus: Eberhard Keinschmidt, STATIONEN - Sonette um Freundschaft und Liebe - Ein Zyklus.
Braunschweig 2012

Mein Land

Du hast dich mit dem Sonett LXXXIV in „mein Land“ entführen lassen? Und bist jetzt gespannt, was meine Internet-Seite wohl sonst noch bringen mag? Ja, im Buch von meiner Poeterey möchte ich dich zu einzelnen Stationen einer lyrischen Reise mitnehmen, der Reise in einen Raum, der dir zur Entfaltung deiner eigenen Gedanken, Gefühle und Vorstellungen verhilft, wenn du dich darauf einlässt. Ich tue dies in einer Sprache, die dir vertraut ist, und in einer Form, die du von Gedichten aus klassisch-romantischer Zeit her kennst. Auch die Themen, die in meinen lyrischen Texten anklingen, sprechen dich an, weil sie, zeitlos wie sie sind, Menschen immer wieder aufs Neue bewegen. Wie du bald feststellen wirst, hebt sich meine Art zu dichten allerdings von der lyrisch-literarischen Landschaft von heute deutlich ab. Jedoch, du verspürst den Wunsch, mal wieder Gedichte zu lesen, die einer ganzheitlichen Sicht der Welt verbunden sind? Eine Dichtung, die mal nicht in Welt-zerstückelnder Weise, fragmentarisch, dissonant-verfremdend oder desorientierend auftritt? Dann bist du auf meiner Homepage richtig …


Der Poet


Foto: Andreas Bormann

Und du möchtest jetzt auch noch wissen, mit wem du es auf dieser Website zu tun hast? Was ist das für ein Poet, der dich ermuntert, in seiner Poeterey zu blättern? Und wie kommt jemand (Jahrgang 1939) überhaupt dazu, nach einem Berufsleben als Wissenschaftlicher Mitarbeiter mit Schwerpunkt Literaturwissenschaft und Fachdidaktik Französisch am Romanischen Seminar der Technischen Braunschweig und der Universität Hannover plötzlich Gedichte in deutscher Sprache zu verfassen und zu veröffentlichen? Na ja, so plötzlich kam das eigentlich nicht. Angefangen, Gedichte zu schreiben, habe ich schon als Student. Wer sich im Studium mit Sprachen (Deutsch und Französisch) befasst, möchte dann bei all der wissenschaftlichen Sprach- und Textanalyse irgendwann mal ausprobieren, ob er nicht auch eigene dichterische Texte schreiben kann. Bei mir waren das von allem Anfang an Gedichte in deutscher Sprache. Aber gezeigt habe ich davon nur wenigen weniges. Das sollte lange, jahrzehntelang auch so bleiben. Das Geschäft der Poeterey, wie ich meine Tätigkeit heute gerne bezeichne, habe ich sehr lange im stillen Kämmerlein für mich allein betrieben und niemanden dran teilhaben lassen. Berufsbedingt stand viele Jahre die Sprache Französisch im Vordergrund. Zur deutschen Literatur bin ich erst gegen Ende meiner beruflichen Tätigkeit zurückgekehrt. Und zu dieser Zeit wurde ich dann auch mutiger und wagte mich mit meiner Lyrik nach draußen. Bald wurde daraus mehr, und inzwischen ist meine Poeterey zu meinem zweiten Beruf geworden. Veröffentlicht habe ich bislang  -  weil mir das Gedicht in seiner Idealgestalt als kleines Gesamtkunstwerk vor Augen schwebt, in dem Text, Bild, Musik und Darbietung einen Platz haben  -  gemeinsam mit meinem Sohn, Peer Kleinschmidt (Komponist), Die Jakobkemenate. Eine balladeske Chronik in alter Manier (Text-/Bildband + CD), Braunschweig 2009 und Der andere Frühling. Ein lyrisch-musikalischer Spaziergang durch Riddagshausen (Text-/Bildband + CD), Braunschweig 2010, Stationen – Sonette um Freund­schaft und Liebe – Ein Zyklus, Braunschweig 2012. Letzthin erschinen Der wandernde Dichter. Berlin: Periplaneta 2020.

Wenn du mehr über mich, mein Leben und Schaffen erfahren möchtest, kannst du dir u.a. auch das Interview bei der Slam-Börse-Wuppertal anschauen , dir den Podcast bei der Göttinger Studentischen Musikvereinigung Blaue Sänger anhören oder dich auf die Rubrik Lebenspuzzle in dieser Homepage einlassen.


Der Slammer

Da ich meine Lyrik vor Publikum gerne selbst vortrage, bin ich 2012 auf den Poetry Slam aufmerksam geworden, einer literarischen Subkultur-Bewegung, die seit den 90-er Jahren in Deutschland dabei ist, die Hochkultur-Literatur in ihre Schranken zu weisen. Was z.B. meinen Bereich, die Lyrik, anlangt, kann der Gegensatz zu dem, was sich in der post-modernen Lyrik bei Lesungen abspielt, größer nicht sein. 2.000 überwiegend jugendliche Literatur-Interessierte füllen ganze Säle, begeistern mit ihren selbst-verfassten Texten das Publikum und stellen sich dessen Urteil. Meine Vorstellung vom Gedicht als Gesamtkunstwerk („Meine Poetik“) erkennt hier eine weitere Dimension: das Zusammenspiel von Text und Performance unter Einbeziehung des Publikums nicht nur als urteilende, sondern manchmal sogar als teilhabende Instanz. Der Poetry Slam kommt also dem in meiner Poetik Dargelegten entgegen und stellt, so besehen, eine neue Herausforderung für meine Poeterey und für mich als Performer dar. Seit 2013 beteilige ich mich mit zunehmendem Engagement an dieser modernen Form des Dichterwettstreites und versuche dabei, Dichtungstheorie („Meine Poetik“) und Vortragspraxis miteinander zu verbinden („Poetry Slam“). So lautet denn mein derzeitiges Credo:

Poet ich möchte sein, ein fahr’nder Sänger,
von Burg zu Burg einst, heut von Stadt zu Stadt
hin ziehend, weil’s an einem Ort nicht länger
ihn hält, zu sagen, was er dort zu sagen hat.

Er sucht die Menge, die bereit zu hören
all das, was ihn im Innersten bewegt.
Er sagt’s mit Vers und Klang, um zu betören,
damit nicht Geist nur, auch das Herz erregt.

Er sucht die Bühne, wagt das Abenteuer.
Denn ob Applaus er kriegt, das weiß er nicht.
Er stellt sich dem, weil der Begeist’rung Feuer
ihn trägt und seiner Botschaft Zuversicht.

Poet ich möchte sein, ein fahr’nder Sänger,
von Ort zu Ort, es hält mich ja nicht länger …

Foto Eberhard Keinschmidt Poetry Slam 15.01.2015

Foto: Matthias Stehr

Weitere Informationen zum Autor und seimem Schaffen findest du bei buecher-wiki.de